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Schaf wird geschlachtet...
Geschrieben von Tom   

Viel haben wir ueber diesen in der Mongolei fast heiligen Akt gelesen.

Weiss gar nicht ob wir nun immer wieder gehofft oder eher gebangt haben einmal einem solchen beiwohnen zu duerfen / muessen. So war es vielleicht gut bin ich bei unserer Familie im Khongor Els morgens, unmittelbar nach dem Aufwachen und noch vor dem Fruehstueck, unverhofft Zeuge dieser Zeremonie geworden.

Es war fuer uns beide das erste Mal so etwas mitzubekommen - Fleisch lauft ja in der Schweiz auf den Feldern rum und liegt danach im Kuehlfach im Supermarkt - so waren Sandra und ich beeindruckt und auch etwas geschockt...doch erst mal der Reihe nach.


Tiergehege


Aus dem Ger tretend sah ich, dass sich die zwei Maenner unserer Familie mit einem kleinen, dicken Schuerze in Richtung Tiergehege aufmachten. Ich dachte jetzt wuerden diese Maenner diese Decke dem Schafsbock um die Lenden binden. (Dies wir im Herbst und Winter gemacht, damit der einzige Bock der Herde keine Weibchen begatten kann und somit die Jungen nicht im Winter zur Welt kommen) 

Beim Gehege ankommend sehe ich gerade noch wie einer der Maenner dem Widder die Schnauze zuhaelt und wie der andere seine blutige Hand und ein schweizer Sackmesser wieder zum Brustkorb des Tiers herauszieht, es zuckt noch 5 Sekunden und liegt dann still auf der zuvor ausgebreiteten Decke. 
Die zwei Maenner murmeln etwas und legen ein buddhistisches Gebetstuch ueber den zu sehenden Schnitt im Brustkorb des Schafes - ruhe! Etwas benommen stehe ich daneben, beruehre das Tier - es ist natuerlich warm aber kein Herzschlag, kein Zucken - tot! 

In der Mongolei ist es Tradition fleischgebende Tiere zu toeten indem man an dessen Herzen die Aorta abtrennt - d.h es wir bei lebedigem Leib ein Schnitt moeglichst nahe am Herzen gemacht wonach man sofort mit der Hand bis zum Herz vortastet und den finalen Akt vollbringt.

Dies mag fuer uns grausam scheinen - franzoesische Aerzte die wir unterwegs getroffen haben meinten jedoch, dass dies ein sehr sehr schneller Tot sei. Wenn man dann bedenkt, dass dieses Tier frisch von der Weider in seinen Tot lief und vergleicht, dass in unserer westlichen, zivilisierten Welt Tiere manchmal ueber Stunden und eingepfercht zum Schlachthof transportiert werden dann relativiert es sich fuer uns ganz stark.

Nun wird der Widder an allen 4 Beinen zur Jurte getragen - das Gebetstuch immer noch auf seinem Bauch. Ein ausgedienter, rostiger Bettrost wird hervorgeholt, das Tier wird darauf gelegt, der Bauch wir ganz aufgeschnitten und die zwei Maenner beginnen sofort und ausserst vorsichtig mit dem Abziehen des Felles. Sie achten darauf, dass moeglischt alles Fett am Koerper bleibt und helfen ab und zu mit dem Victorinox Sackmesser etwas nach, den groessten Teil machen sie aber von Hand.


Mit Sackmesser wird behutsam geschnitten

 Das Fell wird abgezogen


Wie schon erwaehnt sehen wir beide so etwas zum ersten Mal und Sandra macht auf Maerkten eher einen Bogen um grosse Fleischauslagen. So sind wir ueberrascht wie "aufgeraumt" und unblutig es in einem Tier aussieht. Jedes Organ hat seinen Platz. 


Im Magen wird nach dem waschen z.B. Kaese gelagert...


Auf dem obigen Bild sieht man, wie der volle Magen - ein riesen Ding - entfernt wird. Dieser wird von den herbeieilenden Frauen sofort entleert und gewaschen. Die Mongolen brauchen die sauberen Maegen als eine Art Tupperware und lagern z.B. Orum (aehnlich wie Rahm) fuer lange Zeit darin.


Innereien - werden am selben Tag noch in Suppe gekocht und verspiesen

 Daerme werden gewaschen - fuer Blutwurst....


Es folgt der Darm - der immer wieder leicht austretende Kot wird mit demselben Messer kurz abgetragen, das Messer am Fell schnell geputzt und dann geht es weiter (mmmhhh...gut wird das danach fuer mehrere Stunden gekocht..... Die Frauen haben nun die angenehme Aufgabe alles zu entleeren und mit kaltem Wasser mehrere Male auszuwaschen.


Das wenige nicht verwertbare kriegt der HundRippen - fuer Mongolen das beste Fleisch am Schaf


Herz, Lungen und andere Organe folgen, sauber und behutsam rausgetrennt. Und nur was unter keinen Umstaenden von den Nomaden weiterverwendet werden kann erhaelt der artig daneben sitzende Hund - im obigen Bild z.B. die Speiseroehre. 


Erst jetzt wird mit klar weshalb die Aorta abgetrennt wurde. Im Brustraum, wo das Herz liegt, ist etwas Blut zu sehen. Nach und nach tritt noch mehr davon aus, was sofort abgeschoepft wird. Spaeter wird noch etws Mehl, Salz und Zwiebeln dazugegeben und damit die Daerme gefuellt - Blutwurst !


Blut wird geschoepftKopf wird abgetrennt

Bald schon liegt nur noch das Fell auf dem Bettgestell. Auch dieses wird fein sauberlich zusammengefalltet - vielleicht entstehen daraus einmal die herrlich warmen und wunderschoenen Stiefel - wer weiss?


Das Fell

In der Kueche zum trocknen aufgehaengt 

Sandra und ich sind betroffen wiewenig Fleisch wir Schweizer von diesem riesigen, fast 10 Jahre alten, Schafsbock (der nur geschlachtet wurde, weil die Zaehne nicht mehr so gut waren und grasen schwierig wurde) auch wirlich essen wuerden. Das meiste wuerde bei uns wahrscheinlich einfach zu Hundefutter verarbeitet. Denn nur am Ruecken, den Rippen und an den Beinen sieht das Fleisch auch nach unseren Definitionen als essbares Fleisch aus.

Hier jedoch ist fast alles entweder in der Kueche aufgehaengt oder im Suppentopf brodelnd. Ein mongolisches Festessen soll bald folgen..... 


Festessen - einige Stunden nach dem Schlachtentapfer versuchten wir mitzuhalten

Im verlaufe des Nachmittags wurden die fuer Stunden gekochten Innereien als Festessen vorgesetzt. Unseren mongolischen Freunde konnten den Augenblick kaum erwarten. Nachdem wir schon der ganzen Schlacht-Prozession beigewohnt haben wollten wir dies auch nicht versaumen und haben tapfer von allem mindestens ein kleines Stueck versucht..... Magen, Herz, Leber, Lungen, Blutwurst, usw..... entsprach meistens nicht unserer Vorstellung von Festessen.....


En Guete
 

Spaeter am Nachmittag soll noch ein weiteres, noch spezielleres Festessen folgen - doch davon folgt in wenigen Tagen ein weiterer Bericht....